Mittwoch, 18. Januar 2012

#4: Von Haustieren und dem Teufel

Im endlosen Licht der kilometerbreiten Autobahnschneisen,
dort direkt neben den Gleisen,
wo die Züge mir den Rücken kehren,
und mir den Blick in die Stadt verwehren,
dort lebe ich.

Lass die Gedanken durch die Räume flattern,
wie bunt getupfte Kanarienvögel,
picken hier und dort an da an off'nen Büchern,
klauen und stibitzen aus Heften und aus Boxen
mit vorzüglichem Geschmack kleine Wortfetzen.

Schwirren zu mir und kriechen in meinen Kopf,
räumen die kleine Stube von Engelchen und Teufelchen
wieder auf,
stellen die Wortvasen wieder neben die Stehlampen,
räumen die Schubladen zurück in die Schränke.

Einzig das Malbesteck, so scheint es,
bleibt unberührt und ellegant,
aufgeschlagen,
in der Mitte des Küchentisches.

Sodann, alsbald Engelchen und Teufelchen durch die Tür treten,
beginnen sie mit ihrem Kunstwerk.
Sie malen und malen, mit Stiften und Farben,
mit Kreide und Pinsel, mit Worten und Zahlen.

Dann ging die Sonne auf.

Montag, 16. Januar 2012

#3: Bubble-Tea from Bumblebee

Es war die Bar, in der er sie damals kennengelernt hatte. Die grell-grün lackierte Theke stand noch immer am alktenbekannten Platz, davor die neumodisch anmutenden Plastikstühle, die bereits vor dem darauf fallen lassen nachzugeben schienen und jede Stelle seines vom radfahren sowieso schon beanspruchten Hinterteils mit reißender Hingabe quälen zu wollen. Mit ihr saß er damals dort hinten, links in der Ecke, in den gemütlichen Sesseln, die wie auf einem Schachbrett abwechselnd schwarz und weiß angeordnet waren. Vorsichtig steckte er sich den Strohalm zwischen die Lippen. Es war nicht direkt eine Angst, aber schon ein gewisser Respekt vor der blau-grünen Suppe, die da gleich den Halm hinaufklettern würde und sich kühl und samtig und neuartig einen Weg in sein innerstes suchen würde.
Wie sie es einst tat.

#2: Mitternachtsblöße

Blick auf die Uhr: 1:01, mitten in der Nacht.
Nein, heute Abend werde ich keine Wortschlachten mehr schlagen, keine Kämpfe mehr gewinnen gegen das dunkele Donnergrollen in der Luft über mir, das mit dick-schwarzem Edding Warnungen und Liebesbriefe an meine kalt-weißen Badezimmerfliesen zu schmieren scheint. Ich werde nicht die dick-roten Tropfen aufhalten, wenn die meine Nase sich unter dem Druck zu biegen beginnt in die entlegensten Richtungen, die uns allgemein unbereist zu sein scheinen. Nicht die Touristen dort besuchen, die Knöcheltief in Langeweile zu ersticken scheinen, nicht die Sonne bereisen, wie sie zu scheinen scheint.
Der Schein trügt.
Und die Wahrheit lügt.
Die Wahrheit lügt dir dreist ins Gesicht, versucht dir zu erklären, an welchem wunderbaren Ort mit bunten Tauben, blauschwänzigen Riesenfüchsen und nackten Klängen deine Gedanken gerade herumhängen. An welchem Strand du nun liegst und in das Donnergrollen über dir glücklich hereinstrahlst.
Auf welcher scharfen Ecke in dieser abgerundeten Landschaft du auch immer blicken magst, du weißt um Radiergummi und Scheibenwischer.

Dienstag, 10. Januar 2012

#1: ...

"Happiness in intelligent people is the ratest thing I know." - Ernst Hemingway